Ein bisschen Küchenpoesie
Manchmal läuft alles seinen gewohnten Gang: Man schmeckt ab, fügt hier ein wenig hinzu, rührt da ein wenig um – und doch bleibt ein komischer, undefinierbarer Nachgeschmack.
Etwas stimmt nicht mehr ganz. Das Vertraute, einst kraftvoll und sättigend, wirkt plötzlich schal.
Also würzt man nach. Ein bisschen mehr Salz, ein Hauch von Schärfe, ein neuer Duft. Man hofft, das Alte möge wieder passen. Doch tief innen drin spürt man es: es geht nicht um ein bisschen mehr oder weniger. Es geht darum, dass sich der eigene Geschmack verändert hat.
Veränderung kommt selten laut. Sie schleicht sich heran – wie ein feiner Duft, der plötzlich fremd wirkt. Ein erstes, leises Ahnen: etwas in mir verlangt nach neuen Aromen.
Wenn das Gewohnte nicht mehr trägt
Das, was früher wohltuend war, beginnt zu drücken. Rezepte, Routinen, selbst Gedanken, die lange Sicherheit gaben, schmecken plötzlich schal. Und ohne dass man es beschlossen hätte, beginnt sich etwas zu lösen.
Loslassen passiert selten aus Überzeugung, öfter aus Notwendigkeit. Man merkt: das Verharren kostet mehr Kraft als das Weitergehen. Und auch wenn es wehtut, beginnt man, alte Gewohnheiten wie schwere Gewürze von der Zunge zu lösen.
Melancholie in feinen Nuancen
Natürlich begleitet Melancholie diesen Prozess. Wie ein fremder Geschmack, der sich ungebeten ins Gericht mischt. Man verabschiedet sich nicht nur von dem, was war, sondern auch von dem, was man glaubte, werden zu müssen.
Aber vielleicht liegt genau darin ein zarter Trost: die Entdeckung, dass Leben mehr ist als Festhalten. Dass Wandel eine eigene Würze hat.
Der stille Mut, neu zu kosten
Mut zeigt sich selten in großen Gesten. Er zeigt sich im Vertrauen darauf, dass unbekannte Aromen irgendwann vertraut werden. Im vorsichtigen Probieren, im leisen Nachjustieren, auch wenn man noch nicht weiß, wohin die Reise geht. Und irgendwann, fast unbemerkt, entfaltet sich etwas Neues.
Kein lauter Knall, kein fertiges Menü – eher ein erstes, zaghaftes Probieren, ein Kosten. Eine Ahnung davon, dass es gut werden könnte. Und vielleicht besteht die Kunst darin, nicht alles sofort verstehen zu müssen – sondern offen zu bleiben.
Für neue Zutaten. Für andere Kombinationen. Für den eigenen Geschmack, der sich mit jedem Tag ein bisschen weiterentwickelt. Und für ein mögliches neues Lieblingsgericht, von dem man glaubte, es eigentlich schon in der Vergangenheit gefunden zu haben.